Woher kommt der MainKaffee?
Die Kaffeebohnen (100% Arabica) für den MainKaffee kommen von Kleinbauern-Zusammenschlüssen aus Mexiko, Honduras und Peru. Für die Kaffeebohnen wird ein verbindlicher, von TransFair festgelegter Mindestpreis gezahlt. Hinzu kommen ein Bio-Aufschlag sowie ein Fairhandelsaufschlag für Entwicklungs- und Gemeinschaftsaufgaben, über dessen Verwendung die Kooperativen selbst entscheiden. Dieser Aufschlag wird in Gemeinschaftsprojekte investiert, wie zum Beispiel in den Bau von Schulen und Gemeindehäusern oder in die Anlage von Rentenfonds. Mehr zum Thema Preis finden Sie beim Importeur des MainKaffees, der GEPA unter dem Stichwort „Faire Preise bei der GEPA“. In der Arbeit der Kooperativen spielen demokratische Organisationsformen, Frauenförderung und ressourcenschonende Bewirtschaftung der Kaffeeplantagen eine besondere Rolle.

Kleber Cruz Garcia (hier links neben R.R. Gonzales, dem Geschäftsführer der Kooperative RAOS in Honduras) arbeitet als Einkaufsmanager Kaffee bei der GEPA. Wir haben ihm einige Fragen über die Kooperativen gestellt, die den Rohkaffee für den MainKaffee produzieren.
Foto: (c) GEPA – The Fair Trade Company/A. Welsing
Weltladen Bornheim: Welche Kooperativen produzieren den Rohkaffee für den MainKaffee?
Kleber Cruz Garcia: Die GEPA arbeitet in Honduras mit vier Organisationen, in Peru mit sieben und in Mexiko ebenfalls mit sieben Organisationen von Kleinkaffeeproduzenten. Die Kooperativen kommen aus sehr unterschiedlichen Regionen und haben auch ein jeweils sehr unterschiedliches Entwicklungsniveau erreicht. Für den MainKaffee verwenden wir den Rohkaffee von den Organisationen UCOAAC in Chiapas/Mexiko, Norandino in Peru und RAOS in Honduras.
Weltladen Bornheim: Wie haben sich die Kooperativen in den letzten Jahren entwickelt?
Kleber Cruz Garcia: Norandino wurde 1993 von einer Handvoll Bauern und drei Studenten der Agrarwissenschaft gegründet. Begleitet wurden sie von einem deutschen Entwicklungshelfer. Die erste Kaffeelieferung von Norandino (damals „Pidecafé“) wurde von der GEPA importiert. Es waren die ersten 12 Tonnen Rohkaffee, und die Qualität des Rohkaffees damals hatte sehr viel Entwicklungspotenzial! Das war das Jahr 1994. In den folgenden Jahren berieten und unterstützen wir die Organisation, über einige Jahre war die GEPA der einzige Importeur von Norandinos Rohkaffee. Seit 23 Jahren exportiert die Genossenschaft nun ihren Rohkaffee, zuletzt 3.795 Tonnen pro Jahr.
Weltladen Bornheim: … und die Qualität hat sich seitdem vermutlich auch gesteigert?
Kleber Cruz Garcia: Ja, mittlerweile arbeitet die Kooperative auf einem ganz anderen Niveau als damals! Die Kaffeebauern haben sehr viel Wissen erworben und arbeiten auch mit ganz anderen technischen Mitteln, z.B. der eigenen Kaffeeverarbeitungsanlage von Norandino. In dieser wird auch der Rohkaffee von befreundeten Kooperativen wie COOPARM und Sol & Cafe exportfähig gemacht, so dass bei Norandino insgesamt 18.950 Tonnen Rohkaffee verarbeitet werden. Norandino exportiert außerdem Kakao und Panela (eine Melasse aus Zuckerrohrsaft), also zwei wichtige Produkte, die den Bauern die Möglichkeit geben sollen, ihr Einkommen auf mehrere Säulen zu stützen. Dadurch werden sowohl das Angebot der Organisation als auch die Einkommensmöglichkeiten für die Mitglieder breiter aufgestellt. Norandino verfolgt die Strategie, den Mehrwert der Rohware im eigenen Land zu erhöhen und lässt den Kakao der Mitglieder zu Schokolade verarbeiten, die dann als Endprodukt exportiert wird. Norandino hat sich immer dafür eingesetzt, dass die Produzenten bessere Chancen bekommen durch eine bessere Produktqualität und durch Zugang zum Markt (Kredit, Export, Technologie) und wurde dabei immer durch den Fairen Handel unterstützt. Norandino ist sowohl für die GEPA als auch für die Produzenten in Piura/Peru eine Erfolgsgeschichte.
Weltladen Bornheim: Wie sieht es bei den anderen Kooperativen aus, welche Entwicklung haben sie genommen?
Kleber Cruz Garcia: RAOS in Honduras ist ebenfalls eine sehr interessante Organisation. Vor genau 20 Jahren wurde die Kaffeegenossenschaft gegründet, und die erste Lieferung Rohkaffee in Bioqualität ging an die GEPA. In der Region wurden die 19 Bauern, die die Genossenschaft RAOS gründeten, als „Spinner“ belächelt, und zwar nicht wegen der Genossenschaftsgründung, sondern wegen des Biokaffees, denn niemand konnte sich vorstellen, dass Biokaffee nachgefragt wird. Auch wie im Fall Norandino waren es nur ein paar Säcke Biokaffee, die die GEPA als erstes kaufte und die zum Türöffner für eine Erfolgsgeschichte wurden. 2016 exportierte die Genossenschaft 1.897 Tonnen Rohkaffee, 270 Kaffeebauern sind Mitglieder von RAOS, für die GEPA ein wichtiger Anhaltspunkt in der Region Marcala.
RAOS hat viel in die Infrastruktur der Organisation investiert, sowohl in Bürogebäude als auch in die Kaffeeaufbereitungsanlage. Alle diese Investitionen sind den Bauern zu Gute gekommen und haben dazu beigetragen, dass die Chancen für die jüngeren Generationen deutlich besser wurden.
Im März 2017 habe ich RAOS besucht und dort mit vielen Leuten gesprochen, vor allem mit Roberto Gonzalez (Geschäftsführer von RAOS) und mit dem Präsidenten der Genossenschaft. Vor der Delegierten-Versammlung hatte ich die Möglichkeit, über die Arbeit der GEPA und die Entwicklungen auf dem Kaffeemarkt in Deutschland zu erzählen. Ein weiterer Punkt war auch die Rückmeldung zum Thema Qualität, außerdem wurde über die Pläne und gemeinsamen Ziele für das nächste Jahr gesprochen. Die Delegierten erzählten auch über ihre Schwierigkeiten aufgrund des Klimawandels, der Kaffeekrankheit „Roya“.
Weltladen Bornheim: Vor welchen Herausforderungen stehen Kooperativen wie RAOS und Norandino?
Kleber Cruz Garcia: Der Klimawandel ist vielleicht die größte Herausforderung für Honduras, zumal dieser sich nicht nur bei der Entstehung von Krankheiten in der Landwirtschaft bemerkbar macht, sondern auch die soziale Frage in den Vordergrund stellt und eine Änderung in der Denkweise der Bewohner des Landes verlangt. Neben Kaffee-Krankheiten wie der „Roya“ bewirkt der Klimawandel eine Verschiebung von Produktionsprozessen und die Wanderung des Kaffeeanbaus auf höhere Lagen (leider wandern die Eigentumsverhältnisse nicht mit) und die Suche nach wassersparenden Produktionsmethoden wird demnächst eine zentrale Rolle spielen. Die gleiche Situation finden wir in Peru oder in Mexiko. Für mich ist die Frage nach der Wirkung des Klimawandels eine Frage der Einkommensverteilung in den Entwicklungsländern. Solange diese Frage nicht zu Gunsten der Produzenten geklärt wird, werden keine nennenswerten Erfolge in diesem Bereich erzielt werden. Der Faire Handel stellt hier nur eine Säule dar, einen Lösungsansatz.
Norandino hat dieses Jahr mit einem ganz speziellen Phänomen zu kämpfen: Im März 2017 wurde die Region Piura von dem Naturphänomen El Nino heimgesucht. Die Stadt Piura war drei Monate später (ich war in Juli 2017 dort) ein einziges Chaos, man merkte, dass die Stadt selbst längere Zeit überflutet gewesen war. Die Straßen waren kaputt, die Häuser heruntergekommen, die Kanalisation funktionierte nicht, viele Leute hatten ihre Häuser verloren, viele Brücken sind von den Wassermassen einfach weggespült worden. Es gibt mehr Autos, was den Verkehr noch chaotischer macht.
Bis vor kurzem wurde noch die Panela-Produktion von der Kooperative in einer Garage der Norandino-Gebäude fertig gestellt und verpackt. Die Wassermassen machten keinen Halt, so dass das Büro von Norandino von den Überschwemmungen betroffen wurde. Besonders stark beschädigt wurden die Panela-Bestände, die dort gelagert waren: 150.000 US-Dollar gingen „baden“. Vor ein paar Monaten gab es eine Dengue-Epidemie, viele Leute sind gestorben und fast alle Mitarbeiter von Norandino sind krank geworden. Das Gesundheitssystem kollabierte völlig und die Behörden waren nicht in der Lage, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Das letzte Mal, dass die Stadt Piura unter den Phänomen El Nino litt, war vor zehn Jahren. El Nino kommt in mehrjährigen Abständen. Weder für die Behörde noch für die Einwohner der Region ist El Nino ein Novum, und dennoch hinterlässt der Nino immer wieder schlimme Folgen. Und jedes Mal wurde die Stadt aufgebaut, jedes Mal floss viel, viel Geld und jedes Mal sind die Sachen nicht richtig gemacht worden. Dass die Leute ihre Häuser verlieren, die Epidemien sich breit machen, die Flüsse die Stadt überschwemmen oder die Kanalisation zusammenbricht, hat leider mit El Nino nichts zu tun auch nicht mit dem Klimawandel, sondern ist das Versagen einer Stadt, deren Behörden, politische Führung und deren Einwohner. Es hat damit zu tun, dass die Sachen nicht gewissenshaft gemacht werden. Viele Bereiche des sozialen und wirtschaftlichen Lebens der Region leiden seit langen daran. Ich glaube unsere Handelspartner verstehen das so und streben, wie im Fall Norandino, nach mehr politischen Gestaltungsmöglichkeiten. So kandidiert Santiago Paz – Exportmanager von Norandino – für die Bewegung „Region para Todos“ für das Amt des Gouverneurs der Region Piura. Seine Chancen sind gut, die ländliche Bevölkerung hat viele Hoffnungen, denn Norandino ist für die Landbewohner eine Erfolgsgeschichte.
Weltladen Bornheim: Welche Entwicklungen sind im Fairen Handel mit Kaffee in den letzten zehn Jahren zu beobachten? Auch im Vergleich zum konventionellen Kaffeehandel?
Kleber Cruz Garcia: Der Faire Handel insgesamt wächst kontinuierlich, nicht nur der gesigelte Faire Handel, sondern auch der ungesiegelte. Und das ist erfreulich. Die Konsumenten werden immer sensibler zu Fragen der Produktionsbedingungen in den Erzeugerländern und das ist gut. Leider ist die Geschwindigkeit des Wachstums nicht das, was man sich wünschen kann. Und das merkt man bei den Produzenten, denn das Angebot an fair gehandelten Rohkaffee aus Übersee übersteigt bei Weitem die Nachfrage nach diesen Produkten.
Kaffee ist nach wie vor der Spitzenreiter im Fairen Handel.
Es gibt neue Akteure, die den Fairen Handel neu interpretieren und hier neue Akzente setzen wie zum Beispiel Direct Trade und die kleinen Röstereien, die überall entstehen. Diese neuen Akteure beschäftigen sich mit Microlotes und richten ihr Angebot an das obere Segment der Verbraucher. Diese Entwicklung, die eigentlich aus den USA kommt, beobachten die Genossenschaften sehr genau und haben ihren Angebot entsprechend angepasst. Alle bieten Microlotes zu extrem hohen Preisen an und finden Käufer vor allem in den USA und Asien.
Weltladen Bornheim: Welche Perspektiven gibt es für den fairen Handel mit Kaffee in den nächsten Jahren?
Kleber Cruz Garcia: Ich hoffe, dass der Faire Handel weiter wächst und ich gehe davon aus, dass das der Fall sein wird. Die Distributionskanäle werden immer größer, so dass immer mehr Verbraucher die Möglichkeit haben, mit dem Fairen Handel positiv konfrontiert zu werden. Noch dazu kommt, dass immer mehr Verbraucher sich für die Produktionsbedingungen in Übersee interessieren, sie werden auch den fairen Handel für sich entdecken. Interessanter wird die weitere Entwicklung bei den Zertifizierern sein, denn durch den Zusammenschluss von Utz und Rainforest Allianz entstehen monopolartige Strukturen in diesem Bereich, andere Zertifizierer geraten unter Druck.