Stimmen der Produzenten

Was sagen die Produzent_innen zum Fairen Handel, zu ihren Arbeits- und Lebensbedingungen, zur politischen Situation in ihren Ländern? Wir haben regelmäßig Besuch Produzentenorganisationen und erfahren dabei jedes Mal viel darüber, was die Anliegen Produzent_innen sind. Hier berichten wir über die Treffen und Gespräche.

Foto: lobolmo

Am 19. September 2017 hatten wir Besuch von zwei wunderbaren und engagierten Vertreterinnen der palästinensischen Fairhandelsorganisation Canaan Fair Trade: Fida Abdallah, Vertriebsleiterin (4.v.l.) und Ibtissam Musa, Couscous-Produzentin und Gründerin der Dair Ballout Genossenschaft (3.v.l.). Viele palästinensische Bauern sind fast vollständig von den Absatzmärkten für ihre Ernteerzeugnisse abgeschnitten. Mangelndes Einkommen trieb die Menschen im Westjordanland lange Jahre in die Landflucht und die Migration. Durch den Fairen Handel hat die traditionelle Landwirtschaft in dieser benachteiligten Region wieder eine Chance erhalten: Canaan Fair Trade (CFT) ist es gelungen, den palästinensischen Olivenölmarkt zu stabilisieren und eine nachhaltige, faire Preisgestaltung sowie Prämienzahlungen zu etablieren. Mittlerweile gibt es 43 Olivenöl-Genossenschaften und acht Frauenverbände, die an CFT liefern – insgesamt profitieren gut 2.000 Familien von CFT. Zudem erhalten vor allem auch Frauen über Mikrokredite die Möglichkeit, eigene Geschäftsideen zu entwickeln. Die Aktivitäten von Canaan Fair Trade beeinflussen auch die allgemeine Entwicklung der Region, denn CFT investiert viel in Gemeinschaftsprojekte, Forschung und Entwicklung sowie Bildung. Dazu kommt: Die Menschen fühlen sich durch den Erfolg ihrer Produkte im Ausland in ihrer Identität bestärkt und wertgeschätzt.

Am 17. 2. 2016 besuchten uns Rene Marinus und Pieter Koopman von der Heiveld-Kooperative in Südafrika, die fair gehandelten Rooibos-Tee produziert. In unserer Veranstaltung informierten sie ca. 50 Zuhörer_innen über ihre Situation. Die Kleinbauern von Heiveld trotzen gemeinsam schwierigsten Bedingungen, wie dem fehlenden Zugang zu ausreichend gutem Land. Auch 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid ist das meiste kultivierbare Land in den Händen von weißen Groß-Farmern. Klimatische Veränderungen wie zunehmende Dürreperioden erschweren den Anbau zusehends. Aktuell können viele der 70 Kooperativen-Mitglieder ihren Lebensunterhalt nicht mit der Produktion von Rooibos-Tee sichern. Die Bäuerinnen und Bauern benötigen mehr fruchtbare Anbauflächen. Dringend benötigt wird daher der Zukauf von mehr Land. Dafür warben Rene Marinus und Pieter Koopman um Spenden. Besonders erschüttert an ihrem Bericht hat uns, dass es auch noch heute in Südafrika schwierig ist, Land zu kaufen, wenn man die falsche Hautfarbe hat. Mehr Infos unter heiveld3fountains.org

Auf der „BioFach“ in Nürnberg sprachen wir im Februar 2016 mit Nasser Abufarha, Geschäftsführer von Canaan Fair Trade in Palästina. Wir baten ihn, uns für die Neuauflage der Broschüre „Fairtrade und Islam“ (erscheint April 2016) eine kurze Einschätzung der Wirkungen des Fairen Handels für die Kooperativenmitglieder von Canaan Fair Trade zu geben. Er sagte uns: „Canaan Fair Trade arbeitet mit ca. 2000 Kleinbauern in 52 Dörfern in Palästina zusammen. Deren Familien miteingerechnet, kann man sagen, dass ungefähr 25.000 Menschen direkt vom Fairen Handel durch Canaan Fair Trade profitieren, z.B. durch die Vorfinanzierung der Olivenernte jährlich im November. Durch diese sind die Olivenbauern nicht gezwungen, Kredite von Banken aufzunehmen! Wir gewinnen immer wieder neue Kleinbauern für die Fair-Trade-Kooperativen, denn der Faire Handel verkörpert Werte, die die Olivenbauern traditionell schätzen, z.B. Ehrlichkeit und Fairness in den Handelsbeziehungen und hohe Qualitätsansprüche an die Ware.“

Teresa M Guman

Im September 2015 besuchte uns Teresa Guman vom Panay Fair Trade Center auf den Philippinen.

Wir sprachen mit ihr über ihre Arbeit und die Situation auf den Philippinen. Das Gespräch können Sie hier nachlesen: Gespräch mit Teresa Guman

Im Juli 2015 führten wir ein kurzes Interview mit Morin Fobissie Kamga, Geschäftsführer von Utamtsi, anlässlich der Einführung des neuen „Wikijung“-Partnerschaftskaffees des Bistums Limburg. Angebaut wird der Kaffee im Bistum Kumbo, dem Partnerbistum von Limburg in Kamerun:

Zur Situation der Handelspartner nach dem schrecklichen Erdbeben in Nepal im April 2015 gibt es Meldungen von verschiedenen Importeuren: Die GEPA hat Nachricht von der Handwerksorganisation ACP, AKAR Fairtrade berichtet unter „Aktuelles“ von weiteren Nachbeben und der Situation des Handelpartners New Sadle, Globo Fairtrade Partner versuchte die Handelspartner Cottage Craft, Everest und Hatale zu erreichen. Auf allen verlinkten Seiten finden Sie Infos zu Spendenkonten.

Ma Herbeni Gulamtico und Mario Dalida sind Mitarbeiter von PANAY FAIR TRADE CENTER (PFTC) auf der philippinischen Insel Panay. Im September 2013 waren sie im Rahmen der Fairen Woche zu Gast in Deutschland, eingeladen von der Kampagen Öko+Fair. Im Interview in Welt&Laden, der Zeitschrift des Weltladen-Dachverbands, Ausgabe Winter 2013,* berichten sie u.a. von der politisch motivierten Behinderung ihrer Arbeit. Im März 2014 erreichte uns die traurige Nachricht, dass der Vorstandsvorsitzende von PFTC, Romeo Robles Capalla, ermordert wurde! dwp in Ravensburg hat Informationen zu den Hintergründen der Tat zusammengestellt und bittet Weltläden darum, Protestschreiben an die philippinische Regierung zu richten, auch die GEPA berichtet darüber und veröffentlicht ihren Appell an die philippinische Regierung.
* vollständige Ausgabe hier.

Quinoa-Anbau in Bolivien: 2013 war das „Internationale Jahr der Quinoa“ – das hat einen Boom beim Quinoa-Konsum ausgelöst. Das hat natürlich Folgen in den Anbaugebieten, positive wie negative. Die Rolle der GEPA in der Zusammenarbeit mit der Anbau-Kooperative ANAPQUI hat sich geändert: es geht nicht mehr um Markterschließung, sondern um nachhaltigen Anbau. Hier geht’s zur ANAPQUI-Reportage der GEPA.